Dienstag, 23. Juli 2013

7. Tag - 23. Juli 2013: San Vicente de la Barquera - Unquera - Colombres


Tagesetappe: 58 km
Gesamtstrecke: 244 km
Wetter: morgens Nieselregen, dann bewölkt, Temperatur angenehm zum Rad fahren, ein wenig Wind

Heuet ist ein komischer Tag: Morgens stelle ich das ganze Unternehmen in Frage, dann fahre ich mit einer wahren Begeisterung Kilometer um Kilometer, die wiederum bald einer ordentlichen Ernüchterung weicht. Nach 58 Kilometern habe ich dann einfach keine Lust mehr - hierzu ein kleines Rätsel: ich fahre 58 Kilometer, der vor mir liegende Jakobsweg wird dadurch aber nur 18 Kilometer kürzer. Des Rätsels Lösung: Ich habe mich verfahren und bin 40 Kilometer zusätzlich gefahren. Doch nun alles der Reihe nach:

Morgens werde ich erst gegen 7:30 Uhr wach, nachdem ich wieder eine nicht so besondere Nacht hatte. Das Zelt ist von außen klitschnass. was soll's - ich packe bei leichtem Nieselregen zusammen und gehe in die Bar des Campingplatzes zum Frühstück. Ich bestelle einen Kaffee und ein Bocadillo wie gestern. Heute wird es jedoch frisch gemacht und nicht mit der Mikrowelle aufgewärmt. Es ist riesig: ein halbes Weißbrot. Das schaffe ich nicht alles und lasse es mir von dem netten jungen Mann an der Bar einpacken.

schöne Landschaft - leider wolkenverhangen
Bei Nieselregen durchquere ich San Vicente de la Barquera und fahre relativ gemütlich (ein paar Schiebestrecken sind auch dabei) bis nach Unquera. Bis hierhin habe ich aber auch den totalen Durchhänger - "wie komme ich zurück, wenn es tatsächlich nicht mehr geht?" "Was ist, wenn das Fahrrad nicht mehr mitmachen sollte?" und andere unangenehme Gedanken bedrängen mich. In Unquera folge ich gedankenverloren weiter der Nationalstraße und freue mich, dass alles so gut läuft. Ich verlasse Cantabrien und gelange nach Asturien. Ich

Grenze zu Asturien


renovierte Kapelle

Landschaft pur - leider nur die falsche!
fahre durch wildromantische Schluchten, über mir kreisen Raubvögel (welche Art, vermag ich nicht auszumachen). Und so strampele ich fröhlich immer weiter bergauf. Die Steigung ist stetig, aber ich kann sie mit 10 bis 15 km/h auf Dauer bewältigen. Nachdem ich 20 Kilometer seit Unquera zurückgelegt habe und ich merkwürdigerweise wieder die Grenze zu Cantabrien überquert habe, kommt mir die Sache doch ein wenig komisch vor: Kein Wegweiser nach Llanes, wohin die heutige Etappe gehen soll - ausgeschildert ist vielmehr Potes. Nun krame ich doch einmal vorsichtshalber die wasserdicht verpackte Landkarte hervor und bekomme einen Schrecken: Seit Unquera fahre ich auf der falschen Nationalstraße, die in die Picos de Europa führt. Deshalb auch die herrliche Landschaft. Ich entschließe mich schweren Herzens, wieder zurück zu fahren und somit einen Umweg von 40 km in Kauf genommen zu haben.

Gegen 14:00 Uhr bin ich wieder in Unquera und suche den richtigen Weg zur Nationalstraße N634. Das gelingt erst im zweiten Anlauf, weil wegen der neuen Autobahn alles neu und anders ist. Ich schiebe das Toxy einen Berg bis nach Colembres hinauf und mache bei erneutem Nieselregen Brotzeitpause (zweite Hälfte des Bocadillo von heute Morgen). An mir kommen zwei Pilger vorbei. Einer ist Holländer, der andere ein Deutscher mit einem Pilgerwagen (Fahrradanhänger). Wir unterhalten uns ein wenig. Der Deutsche ist aus Schleswig bis hierher gegangen. Ich kaue weiter auf meinem Bocadillo. Dann schiebe ich die letzten paar Hundert Meter weiter bis
prächtige Villa


die Pilgerherberge von Colombres

Manfred in der Pilgerunterkunft

Kirche in Colombr

Wegweiser
Colombres, wo ich wieder auf den Deutschen - er heißt Manfred - treffe.

Ich habe für heute keine Lust, weiterzufahren - alles ist feucht. Gemeinsam suchen wir den Weg zur Pilgerherberge die uns mit ihrem blauen Außenanstrich begrüßt. Wir beziehen unser Zimmer. Da ruft es von oben: "Hallo Hans". Ich schaue nach oben und sehe Ajoscha, so heißt der Deutsche Pilger, der in Bilbao studiert. Seine spanische Freundin ist seit heute wieder zur Arbeit in Bilbao. Wir haben viel zu erzählen, und auch Manfred erzählt ganz viel von seinem Pilgerweg. Er ist seit Mitte Mai unterwegs und geht eigentlich keinen der vorgegebenen Wege. In Frankreich hat er etliche Pilgerwege verfolgt und auch hier in Spanien läuft er eher, wie ihm der Sinn steht, als wie es die Pilgerführer vorschlagen.

Ich sage mir auch, dass die 40 Kilometer Umweg, für mich der Jakobsweg sind und ich es nicht bereue dort lang gefahren zu sein. Die landschaftlichen Eindrücke entschädigen für alles.



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